Palau de la Generalitat, Sitz der katalanischen RegierungKatalonien ist eine alte Kulturnation Europas. Seit 1516 in Personalunion mit Kastilien, wodurch Spanien, wie wir es heute kennen, als zusammengesetzte Monarchie entstand, verlor Katalonien erst 1714 im Spanischen Erfolgekrieg die eigene Staatlichkeit und wurde fortan als eine weitere Region Spaniens verwaltet. Dieser Tiefpunkt der katalanischen Geschichte wurde jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts durch die starke Industrialisierung wieder schnell überwunden. Zusammen mit dem Baskenland, der anderen bekannten Minderheit, entwickelte sich Katalonien zur führenden wirtschaftlichen Region in Spanien. Dies führte wiederum zur Festigung des katalanischen Selbstbewußtseins, das auf einer eigenen Sprache, Kultur und Geschichte aufbaut. Die Katalanen waren immer ein Volk mit selbständigem Werdegang und eigener Persönlichkeit, das nicht zum kastilischen (spanischen) Stamm gehört.

Sitz des katalanischen ParlamentsNach jahrzehntelanger Unterdrückung, speziell im Franco-Regime, ist Katalonien heute eine autonome Region, vergleichbar mit einem Bundesland in Deutschland. Katalonien verfügt über eine eigene Regierung, ein Parlament, eine weit ausgebaute eigene Verwaltung, ein eigenes Zivilrecht und vieles mehr. Die katalanische Sprache, eine aus dem Vulgärlatein entstandene romanische Sprache und herausragendes Merkmal der hiesigen Kultur, war jahrhundertelang die eigene und einzige Sprache der Katalanen. Heutzutage ist català Amtsprache in Katalonien, zusammen mit dem castellano (Kastilisch = Spanisch). Alle Katalanen beherrschen beide Sprachen, wobei jedoch das Katalanische im Landesinnern dominiert, man aber in den Straßen Barcelonas auch sehr viel Spanisch hört. Der katalanische Sprachraum umfasst aber auch Teile der Region Valencia, die Balearen, Andorra und das in Frankreich liegende Rousillon.

In den letzten Jahren hat sich die Forderung nach Selbstbestimmung in Katalonien sehr verstärkt, eine durchaus europaweite Tendenz. Da der spanische Staat den Minderheiten dieses Recht auf Selbstbestimmung nicht anerkennt, ist es zu einem harten politischen, jedoch friedlichen Zusammenstoß gekommen. Große Demonstrationen und zwei (illegale) Referenden haben die Lage zugespitzt. Nach der Absetzung der Regierung der autonomen Region im Oktober 2017 und den darauffolgenden Wahlen  ist wieder Ruhe im Lande eingekehrt. Durch die hohe Wahlbeteiligung hat sich allerdings ein bleibendes Bild ergeben, nach dem sich die beiden Lager (Befürworter der Unabhängigkeit auf der einen Seite und des Verbleibs bei Spanien auf der anderen) die Waage halten. Die politische Kontroverse muss sich fortan auf parlamentarischem Niveau abspielen. Die Zeit des politischen Straßenaktivismus ist damit vorübergehend vorbei. Also eine ähnliche Situation wie in Schottland, Südtirol oder Quebec. Barcelona und Katalonien überzeugen weiterhin durch die allgegenwärtige mediterrane Lebensfreude, das bunte und lebendige Straßenbild, die herausragenden Kulturstätten, die sehr gepflegte Erscheinung und hohe Lebensqualität.

Katalonien erstreckt sich im Nordosten der Iberischen Halbinsel von den Pyrenäen bis zum Ebro-Delta. Es umfasst die vier Provinzen Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona und hat eine Bevölkerung von ca. 7 Millionen Einwohnern. Die Region verfügt über sehr schöne und weltbekannte Küstenstriche, wie zum Beispiel die Costa Brava oder die Costa Daurada. Katalonien ist aber auch ein sehr gebirgiges Land, mit Höhen in den Pyrenäen bis zu 3.000 Metern, herrlichen ausgedehnten Waldflächen und sehr viel Natur.

CastellersWie in anderen südländischen Regionen, haben sich auch in Katalonien viele alte Traditionen besser erhalten als in anderen Ländern Westeuropas. Die oft sehr alten Volksfeste haben ihren festen Platz im katalanischen Kalender. Neben den landesweit begangenen Festen und Feiertagen geht die Zahl der örtlichen Ereignisse in die Hunderte. Fast jedes Dorf feiert zum Beispiel einmal jährlich seinen Schutzpatron und es sind dann gleich mehrere Festtage hintereinander. Landesweit bekannt und beliebt sind Traditionen wie die castellers, mehrstöckige Menschentürme, oder die sardana, ein typisch mediterraner Reigentanz. Dazu kommen auch noch alle möglichen Feuerfeste, Umzüge mit gegants und cap-grossos (Giganten und Großköpfe) oder grosse Volksausflüge nach in den Bergen liegenden Einsiedeleien mit anschliessendem Gemeinschaftsmal.

Katalonien bietet deshalb viel für alle Geschmäcker!

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